Eine persönliche Geschichte
Normalerweise teile ich keine privaten Geschichten im Internet. Doch heute möchte ich dir eine sehr persönliche Geschichte erzählen – meine eigene Geburtsreise. Als Geburtsfotografin begleite ich dich in deinen persönlichsten und emotionalsten Momenten. Ich sehe dich, ich halte den Raum und ich setze alles daran, dich in deiner Kraft zu fotografieren und deine Wünsche nach einer selbstbestimmten Geburt zu erfüllen. Die Bedeutung, die ich diesem Aspekt meiner Arbeit beimesse, hat auch viel mit meiner eigenen Geschichte zu tun. Deshalb möchte ich hier darüber schreiben.
Meine erste Geburt: Eine stille Geburt
Meine erste Tochter habe ich still zur Welt gebracht. Sie verstarb aus nicht geklärten Gründen in der 38. Schwangerschaftswoche. Ich war auf eine solche Tragödie nicht vorbereitet – nicht im Geringsten. Die Geburt fand in Berlin statt und war ein dreitägiger Marathon voller medizinischer Interventionen. Trauer, Fassungslosigkeit, Wut, Scham, Angst – all diese mächtigen Gefühle überlagerten das große Glück, Mutter geworden zu sein.
Nach dieser schmerzhaften Erfahrung erkrankte ich selbst schwer und fand mich mit einem gebrochenen Herzen auf der Intensivstation wieder, wo ich um mein eigenes Leben kämpfte. Es war knapp.
Diese Erfahrungen haben mir eine wichtige Erkenntnis gebracht: Das Leben ist fragil. Ich beschloss, nur noch das zu tun, was mir wirklich wichtig ist. Keine Kompromisse mehr.
Weitere Schwangerschaften und Geburten
Ein knappes Jahr später war ich wieder schwanger – dieses Mal mit dem fragwürdigen Label “Hochrisikoschwanger“. Meine Schwangerschaft brachte sämtliche Systeme der Geburtshilfe an ihre Grenzen, da ich sowohl eine Geburt im Geburtshaus plante, als auch eine engmaschige klinische Überwachung wünschte. Meine behandelnden ÄrztInnen und Hebammen waren sehr verständnisvoll, wollten sich aber auch absichern. Die Liste an Untersuchungen während der Schwangerschaft war daher lang. Ich machte die Erfahrungen, dass ich sehr gut mit meinem Körper im Reinen war, solange er nicht medizinisch bewertet und untersucht wurde. Jeder Gang zum Arzt verunsicherte mich mehr, als dass er mir Sicherheit geben konnte. Durch eine intensive Beschäftigung mit meiner Krankheitsgeschichte wusste ich viel über mögliche Risiken.
In der 38. Schwangerschaftswoche entschieden die Ärzte, dass eine Einleitung notwendig sei. Doch ich wollte nicht. Es gab keinerlei medizinische Indikation für dieses Vorgehen, außer meiner Vorgeschichte. Der Kommentar des Arztes damals: „Man macht doch keinen TransAtlantic Flug, nur um danach auf einem Acker zu landen.“ Die Spontangeburt als Bruchlandung. Schräger Vergleich, oder? Und leider zeigt es auch, was vielleicht ein Problem ist in der medizinischen Geburtsversorgung in unserem Land. Die Geburt an sich ist das Risiko. Rein statistisch mag das stimmen. Aber was macht diese Sichtweise mit uns Frauen?
Wie ich die nächsten Wochen überstanden habe, ohne durchzudrehen, weiß ich selber nicht mehr genau. Einfach war es nicht.
In der 42+0 Schwangerschaftswoche stieg auch das Geburtshaus aus der Betreuung aus. Aus rechtlichen Gründen durften sie mich jetzt nicht mehr begleiten.
Also fuhren wir in ein Krankenhaus, das uns und unsere Vorgeschichte noch nicht kannte. Ich weiß noch genau, wie wir damals Hand in Hand durch die Tür schlenderten, offensichtlich noch ohne erkennbare Wehen. Die Hebammen fragten uns, was wir denn wollten. „Ein Kind kriegen“, antworteten wir. Sie lächelten nachsichtig. Wieder so eine Schwangere, die es nicht erwarten kann und zu früh in die Klinik kommt. Dann vertieften sie sich in meine Unterlagen und erschraken. Jetzt hieß es von Seiten der Ärtztin: „Kaiserschnitt. Sofort!“.
Wir einigten uns auf eine Einleitung. 4 Stunden später und damit immer noch im vorgeschriebenen Zeitraum, hatte ich eine wahrscheinlich unkomplizierte Geburt. Ich sage „wahrscheinlich“, denn für mich war sie alles andere als das. Sie war überwältigend, kraftvoll, schmerzhaft und wunderschön zugleich.
Hausgeburt – Ankommen bei mir
Knapp zwei Jahre später wurde ich erneut schwanger, und die Wahl des Geburtsortes war eine große Frage in meinem Kopf. Mittlerweile gab es in meiner Nähe auch Hausgeburtshebammen. Ich wollte es versuchen, glaubte aber nach meiner bisherigen Erfahrung nicht daran, dass ich für eine Hausgeburt in Frage kam. Beim Erstgespräch mit meiner Hebamme sagte sie: „Ich sehe eine gesunde Schwangere“ und wollte mich begleiten. Es tat mir so gut, nicht mehr nur ein wandelndes Risiko zu sein. In dieser Schwangerschaft erlebte ich Zuversicht. Ich war „froher Hoffnung“. Ärztliche Untersuchungen beschränkte ich auf ein absolutes Minimum. Ich fühlte mich von meinen Hebammen gut betreut. In einer frostigen Nacht im Januar habe ich in Begleitung von zwei Hebammen und meinem Mann meine Tochter bei uns Zu Hause geboren. Meine Familie ist nun komplett.
Selbstbestimmte Geburt
Was mir sehr fern liegt, ist die verschiedenen Geburtsorte und Betreuungssysteme gegeneinander auszuspielen. Alles hat seine Berechtigung. Manchmal war ich sehr stur und habe damit die Situation unnötig verkompliziert. Aber was mir wichtig ist: Der Wunsch der Frau sollte Vorrang haben. Niemand kennt unseren Körper besser als wir. Dass ich meine dritte Geburt so selbstbestimmt erleben durfte, hat vieles geheilt.
Warum Geburtsfotografie?
Ich habe keine Fotos von meinen eigenen Geburten, aber ich habe meine inneren Bilder, Erinnerungen und Gefühle. Ich verstehe jetzt, wie Fotos mir geholfen hätten, die einzelnen Puzzlestücke zusammenzufügen. Geburten sind für mich ein Wunder und der wichtigste Teil meines Lebens. Ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass ich mir früher nicht vorstellen konnte, eine Fotografin bei meinen eigenen Geburten dabei zu haben. Aber jetzt weiß ich, wie wertvoll solche Bilder sein können. Bilder beeinflussen unsere Erinnerungen und unser Bild von uns selbst. Sie geben uns Zugang zu unseren Emotionen und können ein wichtiger Teil unserer Familienhistorie sein.
Wenn du darüber nachdenkst, deine Geburt fotografisch begleiten zu lassen, dann lass uns gerne darüber sprechen.